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Die zweistufige Natur des Schumpeter-Zentrums

Das zentrale Thema des Schumpeter-Zentrums sind die einschneidenden Veränderungsdynamiken auf gesellschaftlicher Ebene, die durch technologische und soziale Innovationen, den massiven Eintritt der Schwellen- und Entwicklungsländer in die weltwirtschaftliche Arbeitsteilung, aber auch durch Wanderungsbewegungen, die Alterung der Gesellschaft oder das Spannungsverhältnis zwischen Deregulierungs- und Regulierungsprozessen angestoßen wurden und immer noch werden. Die technologischen Prozesse selber werden dabei nicht im Mittelpunkt stehen; sie werden aber auch nicht ausgeblendet, weil sie regelmäßig einerseits starke Auswirkungen auf die Gesellschaft haben und andererseits wesentlich durch die Organisation von Gesellschaften vorangetrieben bzw. behindert werden.

Diese Dynamiken haben Konsequenzen weit über die ökonomische Sphäre hinaus (Stichwort: Allokationsgewinne durch Globalisierung, die im Übrigen bereits recht umfassend erforscht sind). Wesentlich einschneidender sind oftmals die Verteilungseffekte und ihre sozialen, gesellschaftlichen und rechtlichen Konsequenzen. Ohnehin macht es wenig Sinn, die Veränderungen ausschließlich aus einer disziplinären Perspektive zu betrachten auch wenn das gelegentlich unabdingbar erscheint.

Für das Verständnis dieser Dynamiken fehlen allerdings in vielen Bereichen noch die theoretisch-konzeptionellen Grundlagen; es fehlen darüber hinaus Vorschläge und Strategien der Umsetzung und es fehlen Methoden und Ansätze einer begleitenden, theoriegeleiteten evidenzbasierten Forschung. Das Schumpeter-Zentrum soll helfen, diese Desiderata zu bedienen. Die vorhandenen Expertisen in den Geistes- und Sozialwissenschaften der FSU könnten dafür bestens genutzt werden.

Das Schumpeter-Zentrum stellt sich damit den Herausforderungen, die von gesellschaftlicher Seite an die Universitäten des 21. Jahrhunderts herangetragen werden. In Thüringen zum Beispiel hat die Landesregierung in Gestalt des TMWWDGs die Themen Wissenstransfer, Innovation Ost und Digitalisierung als wesentliche Herausforderungen des Landes identifiziert. Genau diese Themen passen unmittelbar zu einem interdisziplinär ausgerichteten Schumpeter-Zentrum.

Unterhalb dieser oberen Ebene, die am besten mit den Begriffen Soziale, gesellschaftliche, ökonomische und politische Wandlungsprozesse zusammengefasst werden kann, identifiziert das Schumpeter-Zentrum auf einer zweiten Ebene breite, "Regenschirm-Themenkomplexe" oder Themen-Cluster. Zu nennen wären beispielsweise:

  1. (europäische) Migrationsprozesse, der Wandel der Nationalstaatsidee und die damit verbundene Europäisierung auf der politischen und institutionellen Ebene,
  2. der Wandel von Arbeitsmärkten, Arbeitsbeziehungen und damit interagierendem organisationalen Wandel oder
  3. Versuche, neue Formen der Zusammenarbeit zwischen staatlichen und privaten Akteuren zu installieren, die den gesellschaftlichen Wandel besser meistern helfen.

Diese drei konkreten Themenkomplexe werden an verschiedenen Stellen in der FSU bereits bearbeitet. Nicht sämtliche Forschungsarbeiten zu einzelnen Themenkomplexen sind anschlussfähig in dem Sinne, dass nun sämtliche damit befasste Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sich in ein solches Cluster einbringen könnten. Das Schumpeter-Zentrum bietet jedoch die geeignete Plattform, innerhalb des gegebenen Oberthemas eventuelle Synergien zu erkennen und damit zu realisieren. Manche Themen können natürlich auch in mehreren Komplexen gleichzeitig angesiedelt sein.

Zur Konkretisierung lassen sich Themenbereiche nennen, die in Einzelprojekten bereits bearbeitet werden und an passender Stelle in der Außendarstellung des Zentrums Erwähnung finden können:

  • Sicherheit/Sicherheitsmärkte im Wandel, neue Vulnerabilitäten und Resilienzen;
    z.B. Projekte zur Sicherheitspolitik, die ja im Grundsatz ein öffentliches Gut darstellt, aber zunehmend durch private Nachfrage nach individueller in Frage gestellt wird oder zum Wandel ehrenamtlichen Engagements in Organisationen des Bevölkerungsschutzes.
  • Arbeitswelten, Teamarbeit und Führung im Wandel;
    z.B. Projekte zur Sicherung des Fachkräftebedarfs, zur Internationalisierung der Arbeitswelt Seefahrt oder zum Wandel von Arbeitsbeziehungen in Supermärkten.
  • Organisationaler Wandel, Management und HRM, Digitalisierung;
    z.B. Projekte zum Spannungsfeld zwischen multinationaler Unternehmen und regionaler Governance oder zur Innovationsdynamik.
  • Urbaner Wandel und Arbeitsmärkte, Migrationsbewegungen; 
    z.B. Projekt zur Bedeutung (international) mobiler Arbeitskräfte für die Arbeitsmärkte in alternden Gesellschaften
  • Betriebs- und volkswirtschaftliche Innovationsdynamiken (auch Innovation Ost); 
    z.B. Projekt zur Entwicklung einer neuen Indikatorik zur Messung von Innovationen mit Hilfe verschiedener Ansätze
  • Wissensgenerierung/Wissenstransfer; 
    z.B. Projekt zum Transfer von Wissen zwischen Hochschulen und Unternehmen durch ggf. zirkulär mobile Fachkräfte durch Etablierung und Nutzung von Netzwerken

Es wird aber auch immer Forschungsthemen zum Wandel geben, die sich keinem der genannten Themenkomplexe zuordnen lassen. Deshalb besteht ausdrücklich die Möglichkeit, diese dann auch gemäß der Präferenzen der Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in bestehende oder neue Cluster einzubinden. Sie können aber auch für sich selber stehen.